حين
احلود هلل والصاة والسام على سيدنا وهوانا رسول اهلل وعلى آله وصحبه وسلن
Vorwort
„Was würdest du sagen, wenn man dich fragt, wo Allah ist? Zu einem so
Fragenden wird gesagt: Allah existierte, während kein Ort existierte und
zwar bevor Allah die Schöpfung erschuf. Allah existierte, bevor es weder
ein „Wo“ noch einen Ort noch sonst irgendetwas anderes gab.“
1
Mit diesen
Worten hat Imām Abū Ḥanīfa den Glauben der Ahlu Sunna erklärt und diese
Aussage hat Imām aṭ-Ṭaḥāwī in seinem ʽAqīda Buch bestätigt, indem er sagte:
„Die sechs Himmelsrichtungen umfassen Ihn nicht“
2
Das ist der Glaube der Ahlu Sunna wa l Dschmāʽa, welcher in den klaren
eindeutigen Āyāt fest verankert ist.
Jedoch wir haben unter uns Sekten, die etwas anderes propagieren. Manche
benutzen verschiedene Scheinargumente, um die Laien zu überzeugen, dass
Allah in einer Himmelsrichtung existiert und dass Er über dem Himmel mit
Seinem Wesen ist, bzw. schwebt
3
. Zu den wichtigsten Scheinbeweisen, die sie
benutzen, gehören zwei Aḥādīth und zwar der Ḥadīth, welcher besagt, dass
1
Imām Abū Ḥanīfa 2004, 614.
2
Imām al-Ghaznawī 2009
3
Es ist so, weil nach dieser Irrelehre würde Allah entweder den Thron berühren oder nicht berühren. Wenn
Er ihn nicht berührt, dann schwebt Er darüber. Möge Allah vor so einem Glauben bewahren.www.sunnanet.de
5
Allah im letzten Drittel der Nacht herabkommt und der Ḥadīth von der
Sklāvin.
Allah hat mir erlaubt und mir dabei geholfen, den ersten Ḥadīth ausführlich
zu erklären, indem ich mehrere Erklärungen aus den klassischen Werken des
Islam übersetzt und kommentiert habe.
4
In dem vorliegenden Text geht es um den zweiten Ḥadīth und zwar den Ḥadīth
der Sklavin, welcher bei dieser Thematik neben den Ayāt vom Istiwāʾ vielleicht
zu den meist zitierten Texten seitens der Wahhabis gehört.
Es wurden in dieser Arbeit mehr als zehn Kommentare zu diesem Ḥadīth
übersetzt und zwar von den größten und wichtigsten Kommentatoren des
Ḥadīth, die aus allen Gegenden der islamischen Welt stammen. Man wird
Gelehrte aus Andalusien, aus Syrien, aus Marokko, aus Nisapūr, aus Mekka, aus
der Türkei und Ägypten und weiteren Ländern finden, die in den ersten
Jahrhunderten und in den letzten Jahrhunderten gelebt haben.
Was der Leser vermutlich feststellen wird, sind die Wiederholungen in
manchen Kommentaren. Der Verfasser dieses Textes hat absichtlich sich
wiederholende Kommentare übersetzt um zu zeigen, dass die Auffassungen
der großen Gelehrten des Islam in vielen Punkten die gleichen waren und dass
diese Ansichten mit denen der Ahlu Sunna von heute übereinstimmen und um
deutlich zu machen dass zwischen diesen Gelehrten und dem, was einige
Sektierer von heute propagieren, ein unüberwindlicher Widerspruch besteht.
Doch auch wenn manche Stellen sich wiederholen, weil die Gelehrten des
Islam voneinander zitiert haben, enthält jeder Kommentar nützliche
Erklärungen, welche man in den anderen Kommentaren nicht findet.
In den letzten Kapiteln wurde auf die Scheinargumente der Irregeleiteten
eingegangen, damit dieser Text inschallah einer ausführlichen Deutung dieses
4
http://www.sunnanet.de/pdf/nuzul.pdfwww.sunnanet.de
6
Ḥadīth dient, mit deren Hilfe man auf andere Erklärungen verzichten kann.
Beinahe alles, was die Gelehrten des Islam über diesen Ḥadīth gesagt haben,
wird man in diesem Text finden.
Möge Allah uns den klaren Weg zeigen und uns vor der Irreleitung
bewahren.
Abū Bilāl al-Mālikī
Saudi Arabien, möge Allah dieses Land bewahren
1432-2011www.sunnanet.de
7
I. Die Untersuchung der Überlieferungsketten
Der Ḥadīth von der Sklavin wurde durch verschiedene Überlieferer und in
verschiedenen Wortlauten tradiert. Den Ḥadīth, welcher oft benutzt wird, um
zu beweisen, dass Allah Fī-Samāʾ bzw. über den Himmeln wäre, findet man
u. a. in Ṣaḥīḥ Muslim. Hier die Überlieferungskette der Version von Ṣaḥīḥ
Muslim:
Imām Muslim Ğaʿfar Muḥammad b. Ṣabbāḥ und Abū Bakr b. Abī Schayba
Ismāʿīl b. Ibrāhīm Ḥağğāğ aṣ-Ṣawwāf Yaḥyā b. Abī Kathīr Hilāl b.
Maymūna ʿAṭṭāʾ b. Yasār Muʿawiyya b. al-Ḥakam as-Sulamī.
Der Hadīth in Ṣaḥīḥ Muslim ist sehr ausführlich und behandelt
unterschiedliche Aspekte. Uns aber interessiert nur der Abschnitt, in dem von
der Frage des Propheten an die Sklavin die Rede ist. Der Wortlaut der
Überlieferung von Imām Muslim ist folgender:
ِ ْلَي
َل َأ ْؼخ
كَا
َ ُسوُل ا هَِ
ْت َأهْ َت ر
َ
َل َم ْن َأََن كَاً
كَا
ِ
اء
َ
هسم
ْت ِِف اً
َ
َن ا هَُ كَاً
ْ
َيا َأٍ
َ
َل ً
فََلا
ٌ
نَة
ِ
هَّنَا ُم ْؤم
ِ
ا فَا
Er sagte ihr: „Ayna-llāh“ [Wo ist Allah?]. Sie sagte: „Fī-Samāʾ“, dann sagte er
: “Wer bin ich?“ Sie antwortete: „Du bist der Gesandte Allahs.“ Darauf sagte
der Prophet:“ Befreie sie! Sie ist eine Gläubige.“
Diese Überlieferung in Ṣaḥīḥ Muslim wurde wegen zweier Punkte kritisiert
und zwar:
1. Diese Überlieferung steht nicht auf der höchsten Stufe einer Ṣaḥīḥ
Überlieferungwww.sunnanet.de
8
2. Sie weist eine Ungenauigkeit [iḍtirāb] auf.
Zum ersten Kritikpunkt:
Der Ḥadīth in Ṣaḥīḥ Muslim kann nicht in die Kategorie Saḥīḥ eingestuft
werden, er steht auf der Stufe von Ḥasan
5
aufgrund eines Überlieferers
namens Hilāl b. Maymūna. Al-Ḥafiẓ al-Mizzī sagte in Tahdhīb al-Kamāl über
diesen Überlieferer:
َس كال أبو حام: ش َخ ٍىتب حدًثو. اي : ًُس بو بأ س.
كَال اًنه
َ
و
„Abū Ḥātim sagte: Ein Scheikh, dessen Ḥadīth geschrieben wird und Imām anNasāʾī sagte über ihn: Er ist passabel.“
6
Die Aussage: „Er ist passabel“ gilt bei den Ḥadīth-Gelehrten als der fünften
Stufe der Vertrauenswürdigkeit zugehörig, welche die vorletzte ist.
7
Diese
Tatsache macht aus dem Ḥadīth, welcher von so einem Überlieferer tradiert
wird, keinen Ṣaḥīḥ Ḥadīth sondern einen Ḥasan Ḥadīth [gute Überlieferung].
Das bedeutet, er steht eine Stufe unter der authentischen und eine Stufe über
der schwachen Kategorie. Diese Meinung vertraten große Ḥuffāẓ dieser Umma
wie z.B. al Ḥāfiẓ al-Faswī [gest. 277 n. H.]. Er sagte in seinem Buch al-Maʿrifatu
wa-Tārīkh über den Überlieferer Hilāl b. Maymūna:
ًَن، وحدًثو ًلام ملام احجة
وىال جلة حسن احدًث ٍروي ؼن ؼطاء بن ٌسار أحادًث حسا
„Hilāl ist vertrauenswürdig. Er überliefert von ʿAttāʾ b. Yasār Überlieferungen
die Ḥasan sind. Seine Überlieferung wird als Beweis eingestuft.“
8
5
Scheikh al-Hassan b. Ali 1993, 10.
6
Al-Ḥāfiẓ al-Mizzī, Tahdhīb al-Kamāl, 1980, 30/344 f.
7
Es gibt Stufen der Vertrauenswürdigkeit und Stufen der Schwäche.
8
Imām al-Faswī 1999, 2/279. www.sunnanet.de
9
Imām Ibn ʿAbd al-Barr sagte über den Ṣaḥābī Muʿawiyya b. al-Ḥakam asSulamī, welcher den Ḥadīth der Sklavin überlieferte:
ه ؼن اًنيب صى ه ؽه وسم حدًث واحد حسن
„…durch ihn wird nur ein einziger Ḥadīth vom Prophet überliefert, welcher
Ḥasan ist.“
9
Dass unter den Ṣaḥīḥ Muslim-Überlieferungen auch solche aus der Kategorie
Ḥasan sind, ist nichts Neues. Sogar die Authentizität mancher Aḥadīth im
Ṣaḥīḥ wurde von den Gelehrten diskutiert, jedoch ist eine solche Kritik an
Ṣaḥīḥ Muslim nur Leute vorbehalten, die auf derselben Stufe des Wissens
stehen wie Imām Muslim oder höher. Mit anderen Worten, dazu sind nur die
großen Ḥadīthgelehrten berechtigt. Aus diesem Grund wurden in diesem
Artikel nur die grossen Ḥuffāẓ der Umma zitiert und keine selbständigen
Einstufungen meinerseits oder ähnliches vorgenommen, wie es von ganz
bestimmten Gelehrten, die heutzutage oft und über Gebühr zitiert werden,
getan wurde. Wir konnten feststellen, dass zwei große von den Ḥuffāẓ diese
Überlieferung bei Ṣaḥīḥ Muslim als Ḥasan eingestuft haben, was in diesem
Zusammenhang wichtig ist, weil wir inschallah später diese Überlieferung mit
anderen Überlieferungen vergleichen werden.
Zum zweiten Kritikpunkt:
Der Wortlaut der Überlieferung in Ṣaḥīḥ Muslim ist Muḍṭarib. Das heißt, der
Wortlaut unterscheidet sich stark von Überlieferung zu Überlieferung, was die
Aussagekraft des Ḥadīth schwächt, auch wenn die Überlieferung an sich Ḥasan
oder Ṣaḥīḥ ist. Man kann zwei Arten von Ungenauigkeiten beim Ḥadīth von
der Sklavin in Ṣaḥīḥ Muslim feststellen und zwar folgende:
9
Imām Ibn ʿAbd al-Barr, al-Istīʿāb fī Maʿrifati al-Aṣḥāb 1991, 3/1414. www.sunnanet.de
10
1. die Ungenauigkeit im Vergleich zu dem, was vom selben Überlieferer
tradiert wurde.
2. die Ungenauigkeit im Vergleich mit anderen Überlieferungen .
Zur ersten Ungenauigkeit:
Die Überlieferungskette des Ḥadīth bei Imām Muslim lautet:
Imām Muslim Ğaʿfar Muḥammad b. Ṣabbāḥ und Abū Bakr b. Abī Schayba
Ismāʿīl b. Ibrāhīm Ḥağğāğ aṣ-Ṣawwāf Yaḥyā b. Abī Kathīr Hilāl b.
Maymūna ʿAṭṭāʾ b. Yasār Muʿawiyya b. al-Ḥakam as-Sulamī.
Nicht nur Hilāl b. Maymūna hat diesen Ḥadīth von ʿAṭṭāʾ b. Yasār überliefert,
sondern andere und zwar Tawba al-ʿAnbarī und Ibn Ğurayğ.
Den Überlieferungsweg durch Tawba al-ʿAnbarī legte Imām al-Mizzī in Tuḥfat
al-Aschrāf dar und den Wortlaut der Überlieferung Imām adh-Dhahabī in
seinem Buch „al-ʿUluw!“
Die Überlieferungskette der Version von Tawba ʿAttāʾ lautet:
Saʿīd b. Zayd der Bruder von Ḥammād b. Zayd Tawba al-ʾAnbarī ʿAṭṭāʾ b.
Yasār
10
Der Wortlaut der Überlieferung lautet:
مفد اًنيب ًده اٍها و أشار اٍها مس خفيام من ِف اًسامء كاًت ه كال مفن أَن كاًت أهت رسول ه
كال أؼخليا ف اَّنا مسَمة
So streckte der Prophet seine Hand aus und zeigte auf sie [mit der Hand]
fragend danach, wer Fī-Samāʾ wäre. Sie sagte: Allah. Er fragte: „Wer bin
10
Al-Ḥāfiẓ al-Mizzī, Tuḥfatu-l-Aschrāf 1983, 8/426. www.sunnanet.de
11
ich?“ Sie antwortete: „Du bist der Gesandte Allahs.“ Darauf sagte der
Prophet : „Befreie sie! Sie ist eine Muslima.“
11
Aus dem Wortlaut dieser Überlieferung geht nicht hervor, dass der Prophet
gesprochen hat, sondern nur, das er Zeichen mit den Händen gemacht hat,
welche darauf hinweisen, dass er die Sklavin nach ihrem Angebeteten fragte.
Es ist höchstwahrscheinlich, dass die Überlieferung dieses Ereignisses nur
sinngemäß tradiert wurde, andernfalls würde so ein klarer Unterschied nicht
auftauchen. Diese Annahme wird noch wahrscheinlicher, wenn wir uns die
Version des dritten Überlieferers von ʿAṭṭāʾ und zwar Ibn Ğurayğ ansehen.
Die Überlieferung von Ibn Ğurayğ führt Imām ʿAbd ar-Razzāq in seinem
Muṣannāf mit dieser Überlieferungskette auf:
ʿAbd ar-Razzāq Ibn Ğurayğ ʿAṭṭāʾ b. Yasār
Der Wortlaut dieser Überlieferung ist der folgende:
فسأ ًيا اًنيب صى ه ؽََو وسم: أجشيدٍن أن ا اه اا ه؟ كاًت: هؾم، و أن محمدا ؼبد ه
ورسوه؟ كاًت: هؾم، و أن اموت واًبؾث حق؟ كاًت : هؾم ، و أن اجنة واًنار حق ؟ كاًت : هؾم
Dann fragte sie der Prophet : „Bezeugst du, dass es keinen Gott gibt außer
Allah? „ Sie sagte: “Ja!“ Dann fuhr er fort: „Und dass Muhammad der Diener
und Gesandte Allahs ist? „ Sie sagte: „Ja.“ Dann sagte er : „Und dass der Tod
und die Auferstehung wahr sind?“ Sie sagte: “Ja.“ Schließlich fragte er sie:
„Und dass das Paradies und die Hölle wahr sind?“ Sie sagte: „Ja.“
12
11
Imām adh-Dhahabī 2003, 120.
12
Imām ʿAbd ar-Razzāq, al-Muṣannaf, kein Datum, 9/175. www.sunnanet.de
12
In der Überlieferung von Ibn Ğurayğ, welcher diesen Ḥadīth auch von ʿAṭṭāʾ
überliefert, finden wir einen ganz anderen Wortlaut, welcher wiederum
ebenfalls anders ist als der Wortlaut der Überlieferung von Hilāl b. Maymūna.
Unter Einbeziehung aller wissenschaftlichen Fakten ist die Überlieferung von
Imām ʿAbd ar-Razzāq die authentischste nach den Regeln des Ḥadīth.
Erstens ist die Überlieferungskette von Imām ʿAbd ar-Razzāq die kürzeste und
nächste zu ʿAṭṭāʾ [Isnadun ʿĀlī]
Zweitens gibt es zwischen Imām ʿAbd ar-Razzāq und dem Überlieferer nur eine
weitere Person und das ist Imām Ibn Ğurayğ, welcher zu den größten
Gelehrten dieser Umma gehört, während Hilāl b. Maymūna von einigen Ahlu
al-Ḥadīth kritisiert wurde. Würden wir die Überlieferung von Hilāl b.
Maymūna akzeptieren, dann wäre sie eine Schādh Überlieferung, das heißt
eine Überlieferung, die dem, was die Vertrauenswürdigeren überliefert haben,
widerspricht oder sich davon unterscheidet.
In der Überlieferung von Ibn Ğurayğ wird die Frage: „Wo ist Allah?“ nicht
gestellt, sondern der Prophet fragt: Bezeugst du, dass es keinen Gott gibt
außer Allah? Diese Frage ist eine Frage nach einer Säule des Islam und durch
ihre zustimmende Beantwortung tritt man der Gemeinschaft der Muslime bei.
Der andere überlieferte Wortlaut des Ḥadīthes widerspricht scheinbar dieser
Aussage vom Propheten und zwar: Mir wurde befohlen, die Menschen
solange zu bekämpfen, bis sie bezeugen, dass es keinen Gott gibt außer Allah
und dass Muhammad sein Prophet ist
13
.
Die Überlieferung von Imām Ibn Ğurayğ wird durch die Überlieferung von
einem anderen großen Ḥadīthüberlieferer verstärkt. Es handelt sich hierbei
um die Überlieferung, welche Imām Mālik in seinem Muwaṭṭaʾ erwähnt hat:
13
Imām al-Bukhāri N° 24 und Imām Muslim N° 29.www.sunnanet.de
13
Imām Māliks Ibn Schihāb ʿUbaydullāh b. ʿAbdullāh b. ʿUtba b. Masʿūd
Der Wortlaut dieser Überlieferung lautet:
كَ
ْ
َؾم
ْت هَ
َ
ها ا هَُ كَاً
ِ
َهَ ا
ِ
ْن َا ا
َن َأ
ِدٍ
َأجَ ْشَي
َ َسهمَ
و
ِ
و
ْ
َ
َ
َصهى ا هَُ ؽََ
َ ُسوُل ا هَِ
َيا ر
َ
َل ً
هن فََلا
َن َأ
ِدٍ
َل َأجَ ْشَي
ا
َ
ب
ْ
َن ًِِ
ِ
ن
ِ
َل َأثُوك
كَا
ْ
َؾم
ْت هَ
َ
كَاً
َ ُسوُل ا هَِ
ًدا ر
ه
ُم َحم
ْ
َؾم
ْت هَ
َ
َ ْو ِت كَاً
م
ْ
َْؾَد اً
ْؾ ِث ب
Dann fragte sie der Prophet: Bezeugst du, dass es keinen Gott gibt außer
Allah? Sie sagte:“ Ja.“ dann fuhr er fort: „Und dass Muhammad der Gesandte
Allahs ist?“ Sie sagte: „Ja.“ Dann sagte er : „Und glaubst du an die
Auferstehung nach dem Tod? „ Sie sagte: „Ja.“
14
Ibn Schihāb überlieferte diesen Ḥadīth von einem der sieben größten
Rechtsgelehrten Medinas und zwar ʿUbayd Allah b. ʿAbdullāḥ, somit befindet
er sich in einer goldenen Überlieferungskette.
Man könnte behaupten, dass der Name der Ṣaḥabī nicht in dieser
Überlieferung steht und sie somit Mursal [das heißt, die Kette ist in der
Generation von den Gefährten unterbrochen] sei. Jedoch diese Behauptung
entspricht nicht den Tatsachen. Imām Ibn ʿAbd al-Barr schreibt in seinem
Buch at-Tamhīd über diese Überlieferung von Imām Mālik:
ن ان عاىره اهلطاع ِف رواًة ماكل ف اهو محمول ؽى ااثصال ٌَلاء ؼبَد ه
وىذا احدًث وا
جامؽة من اًصحابة
14
Imām Mālik 2004, 403. www.sunnanet.de
14
„Dieser Ḥadīth, auch wenn er auf ersten Blick in der Version von Imām Mālik
unterbrochen scheint, ist dennoch als ununterbrochen zu betrachten, da
ʾUbaydullāh eine Gruppe von Ṣaḥāba traf.“
15
Imām Ibn Kathīr sagte in seinem Tafsīr über diese Überlieferung von Imām
Mālik:
وىذا اس ناد حصَح، وهجاةل اًصحاي ا ثرض
„Das ist eine Ṣaḥīḥ [authentische] Überlieferungskette. Die Unbekanntheit des
Prophetengefährten schadet der [Überlieferung] nicht.“
16
Bevor wir uns den anderen Überlieferungen, die sich vom Wortlaut der
Überlieferung von Hilāl b. Maymūna unterscheiden, widmen, betrachten wir
das bis jetzt Gesagte in Form eines Organigramms, welches den Wortlaut der
bisher genannten drei Überlieferer, die diesen Ḥadīth von ʿAttāʾ tradiert haben
veranschaulicht und Vergleiche ermöglicht.
15
Imām Ibn ʿAbd al-Barr, at-Tamhīd 1979 , 9/114.
16
Imām Ibn Kathīr 2004, 475. www.sunnanet.de
15
Ataa'
Die Version von Ibn Ğurayğ
Der Wortlaut: Bezeugst du, dass es
keinen Gott gibt außer Allah?
Authenzität: Sahih
Die Version von Hilāl b.
Maymūna
Der Wortlaut: Wo ist Allah?
[Ayna Allah]
Authenzität: Hassan
Die Version von Tawba al-
ʾAnbarī
Der Wortlaut: Der Prophet hat
nicht gesprochen, sondern die
Frage durch eine
Handbwegung verdeutlicht.
Authenzität: Hassan www.sunnanet.de
16
Der Ḥadīth wurde nicht nur von ʾAṭṭāʾ überliefert, sondern ebenfalls von
ʿUbayd Allah b. ʿAbdullāh b. ʿUtba b. Masʿūd, wie wir in der Überlieferung von
Imām Mālik sahen. Weitere Überlieferungsketten sind bekannt, wie z.B. die
von asch-Scharīd b. Suwayd ath-Thaqafī:
An-Nasāʾī Mūsā b. Saʿīd Hischām b. ʿAbdilmalik Ḥammād b. Salama
Muḥammad b. ʿAmrū Abī Salama asch-Scharīd b. Suwayd ath-Thaqafī:
Und
Aḥmad b. Ḥanbal ʿAdbuṣammad Ḥammād b. Salama Muḥammad b.
ʿAmrū Abī Salama asch-Scharīd b. Suwayd ath-Thaqafī:
Der Wortlaut dieser Überlieferung ist:
َ َسهمَ
و
ِ
و
ْ
َ
َ
َصهى ا هَُ ؽََ
َ ُسوُل ا هَِ
ْت َأهْ َت ر
َ
َل َم ْن َأََن فََلاً
ْت ا هَُ كَا
َ
ِم كَاً
ُ
ب
َ
َيا َم ْن ر
َ
َل ً
ِ ْل فََلا َيا
َل َأ ْؼخ
كَا
ٌ
نَة
ِ
هَّنَا ُم ْؤم
ِ
فَا
so sagte Er zu ihr: „Wer ist dein Herr?“ Sie sagte: „Allah.“ Er fragte weiter:
„Wer bin ich?“ Sie antwortete: „Du bist der Gesandte Allahs .“ Darauf sagte
der Prophet : „Befreie Sie! Sie ist eine Gläubige.“
17
Von asch-Scharīd b. Suwayd ath-Thaqafī wurden ebenfalls verschiedene
Wortlaute überliefert, welche auch auf eine gewisse Ungenauigkeit hinweisen.
Die Überlieferung von Abī Hurayra , die von Imām adh-Dhahabī als Ḥasan
eingestuft wurde, ist schwach nach der mehrheitlichen Meinung der
Gelehrten.
18
17
Imām Aḥmad N° 17266 ; An-Nasāʿī N° 3593; Ibn Ḥibbān N° 189
18
Imām adh-Dhahabī 2003, 121. www.sunnanet.de
17
Abū Dawūd Ibrāhīm b. Yaqūb al-Ğawyānī Yazīd b. Hārūn al-Masʾūdī
ʿAwn b. ʿAbdillāh ʿAbdullāh b. ʿUtba Abū Hurayra:
Deren Worlaut ist folgender:
ََ اًنهِ ِّيب َصهى ا هَُ
ِ
ْت ا
َ
ْن َأََن فَأَ َشار
َ
َيا فَم
َ
َل ً
َيا فََلا
ِ
ؾ
ُ
ْصب
ِبأُ
ِ
اء
َ
هسم
ََ اً
ِ
ْت ا
َ
َن ا هَُ فَأَ َشار
ْ
َأٍ
َ َسهمَ
و
ِ
و
ْ
َ
َ
ؽََ
ٌ
نَة
ِ
هَّنَا ُم ْؤم
ِ
ِ ْلَيا فَا
َل َأ ْؼخ
فََلا
َ ُسوُل ا هَِ
َْؾِِن َأهْ َت ر
ً
ِ
اء
َ
هسم
ََ اً
ِ
ا
َ
و
Er sagte zu ihr: „Wo ist Allah?“ Sie zeigte mit dem Finger zu dem Himmel.
Dann sagte er zu ihr: „Wer bin ich?“ Sie zeigte dann auf den Propheten
und dann in den Himmel, das heißt: du bist der Gesandte Allahs . Darauf
sagte der Prophet : Befreie sie! Sie ist eine Gläubige.
19
Die einzelnen Überlieferungen des Ḥadīthes von der Sklavin weisen viele
Unterschiede im Wortlaut auf. Das ist auch der Grund, warum die Gelehrten
des Ḥadīth die Überlieferung von der Sklavin als Muḍṭarib [ungenau]
eingestuft haben. Bevor wir die Aussagen der Gelehrten diesbezüglich
erwähnen, betrachten wir die Gesamtheit der oben erwähnten Unterschiede
sowie noch weiterer Unterscheidungen, die bestimmte Detailfragen betreffen
und sich nicht direkt auf das Thema “Wo ist Allah“ beziehen, in Tabellenform.
19
Abū Dawūd N° 2857www.sunnanet.de
18
Der Fragende, der die Sklavin
befreien wollte
1. Ein Mann, der seine Sklavin geschlagen hat und sie dann
als Sühne befreien wollte.
2. Ein Mann , welcher das Testament [die Befreiung einer
Sklavin] seiner Mutter erfüllen wollte.
3. Eine Frau, die eine Sklavin befreien wollte.
Die Sklavin 1. Die Sklavin war stumm [al-Bayhaqī] und antwortete nur
mit Handzeichen
2. Sie konnte reden
3. Sie zeigte sie mit den Fingern oder sie redete.
4. Sie war keine Araberin.
Die Frage des Propheten 1. Wo ist Allah?
2. Bezeugst du, dass es keinen Gott gibt außer Allah?
3. Wer ist dein Herr?
4. Frage wurde durch Handzeichen ausgedrückt.www.sunnanet.de
19
Imām al-Bayhaqī sagte über den Ḥadīth von der Sklavin:
لوزاؼي وجحاج اًصواف ، ؼن حيىي بن أي
وىذا حصَح ، كد أدرجو مسم ملطؾا من حدًث ا
نثري دون كصة اجارًة ، و أعنو امنا حرويا من احدًث ادتاف اًرواة ِف ًفغو . وكد ذهرت ِف
نخاب اًغيار من اًسن خماًفة من ذاًف مؾاوًة بن احمك ِف ًفظ احدًث
„Das ist eine Ṣaḥīḥ Überlieferung, welche Imām Muslim überlieferte, indem er
Teile des Ḥadīthes, welchen al-Awzāʿī und Ḥağğāğ aṣ-Ṣawwāf von Yaḥyā b. Abī
Kathīr überlieferten, ausschnitt und dann tradierte, ohne jedoch die
Geschichte der Sklavin zu erwähnen. Ich bin der Meinung, er hat diese
Geschichte im Ḥadīth ausgelassen, weil die Überlieferungen sich im Wortlaut
unterscheiden. Ich habe in dem Buch as-Sunnan bezüglich der [Ẓihār
Scheidung] die Unterschiede der anderen Überlieferungen zum Wortlaut von
Muʿawiyya b. al-Ḥakam aufgeführt.“
20
Anmerkenswerterweise sagt Imām al-Bayhaqī, dass in seiner Kopie des Ṣaḥīḥ
Muslim, die Geschichte der Sklavin nicht in Form eines solch langen Ḥadīthes
zu finden ist. Dabei ist in Betracht zu ziehen, dass Imām al-Bayhaqī seine Kopie
von Ṣaḥīḥ Muslim von Gelehrten selbst lesen und von Ḥuffāẓ prüfen ließ.
Imām al-Kawatharī sagt in seinen Fußnoten zu diesem Buch von Imām alBayhaqī: „Möglicherweise wurde dieser Teil des Ḥadīth später hinzugefügt um
den Ḥadīth zu vervollständigen oder die Kopie von Imām al-Bayhaqī war nicht
vollständig.“
21 Wichtig an der Aussage von Imām al-Bayhaqī ist auch, dass er
bestätigt, dass der Ḥadīth große Unterschiede im Wortlaut je nach
Überlieferung aufweist.
20
Imām al-Bayhaqī, al-Asmāʾ wa-Ṣifāt 2004, 530.
21
Es könnte auch sein, dass es verschiedene Versionen von Ṣaḥīḥ Muslim gibt, welche Imām Muslim revidiert
hat. Wie es z.B. der Fall mit dem Muwaṭṭaʾ von Imām Mālik ist. Der Imām hat sein Muwaṭṭaʾ oft revidiert und er
wurde mit leichten Unterschieden von seinen Schülern tradiert. Man soll nicht vergessen, dass diese
Gelehrten ihre Hauptwerke oft ihren Schülern vorgetragen haben und zwar zu unterschiedlicher Zeiten und
an verschiedenen Orten. www.sunnanet.de
20
Imām Ibn Ḥağar schreibt in dem Buch Talkhīṣ al-Ḥabīr, nachdem er die
verschiedenen Wortlaute des Ḥadith erwähnt hat:
وِف اٌَفظ خماًفة نثرية
„Im Wortlaut [der verschiedenen Überlieferungen] gibt es zahlreiche
Unterschiede“
22
Imām al-Bazzār sagte auch bezüglich dieses Ḥadīth:
َ َسهم وىذا من وجوه بأ ًفاظ خمخَفة هذهر
َو و
َ
َصهى ه ؽََ
ِو َي بنحو مؾناه ؼن اًنهِيبّ
ُ
احدًث كد ر
لك ًفظ مها ِف موضؾو ِس ناده.
„Dieser Ḥadīth über den Propheten wurde mit ähnlicher Bedeutung in
unterschiedlichen Wortlauten, welche wir an den entsprechenden Stellen
[dieses Buches] mit den Überlieferungsketten tradieren werden, überliefert.“
23
Scheikh al-Ghumārī sagte in seinen Randnotizen zum Buch at-Tamhīd von
Imām Ibn ʿAbd al-Barr, dass nur die Bedeutung des Ḥadīthes tradiert wurde,
nicht aber die genauen Worte, die der Prophet ausgesprochen hat.
24
Und Scheikh as-Sarakhsī sagt in al-Mabṣūṭ:
مػ أن ِف حصة ذكل احدًث الكما.
„Abgesehen davon, dass man über die Authentizität dieses Ḥadīth noch
disputieren kann…“
25
Der Ḥadīth der Sklavin ist offenkundig nicht frei von Kritik der großen
Gelehrten des Ḥadīth. Die Tatsache, dass diese Überlieferung in verschiedenen
22
Imām Ibn Ḥağar al-ʿAsqalānī 1989, 3/480.
23
Imām al-Bazzār 2009, 11/241.
24
Siehe Imām Ibn ʿAbd al-Barr, at-Tamhīd 1979 , 7/135.
25
Imām as-Sarakhsī 2000 www.sunnanet.de
21
Wortlauten existiert, macht es unmöglich, den Ḥadīth als Text zu verwenden,
der die ʿAqīda erläutert. Die Überlieferung selbst ist so unterschiedlich, dass es
nicht mit Gewissheit bestimmbar ist, was der Prophet tatsächlich zu der
Sklavin gesagt hat und was die Überlieferer nur sinngemäß tradiert haben.
Hierbei ist die stärkste Überlieferung jene, in der steht: Bezeugst du, dass es
keinen Gott außer Allah gibt? Die Überlieferung, die auf Ayna Allāḥ [Wo ist
Allah] lautet, ist mehrdeutig und kann nicht als Beweis in der ʿAqida gelten,
wie wir noch in den klaren Aussagen der Ḥadithgelehrten lesen werden. Bevor
wir uns der Erklärung des Ḥadīthes widmen, betrachten wir folgende
Übersicht, die veranschaulicht, dass der Ḥadīth [mit dem Wortlaut „Ayna
Allah“] in den verschiedenen Ḥadīth-Büchern nicht in den Kapiteln über
ʿAqida oder Imān aufgeführt wird. Das beweist, dass die Salaf dieser Umma, die
den Ḥadīth überliefert haben, ihn nicht tradiert haben, um Allah einen Ort
zuzuschreiben, sondern um andere Themen und Fiqhfragen zu erörtern.
Ḥadīthsammlung Nr° Kapitel
Al-Muwaṭṭaʾ 1468 Kapitel über die erlaubte
Sklavenbefreiung
Ṣaḥīḥ Muslim 1227 Kapitel über das Verbot des Redens
während des Gebetes
Sunan Abī Dawūd 931 Kapitel über das Bittgebet, wenn jemand
niest
Sunan Abī Dawūd 3284 und 3286 Kapitel über die gläubigen Sklaven
Imām an-Nasāʾī 1218 Kapitel über das Reden während des
Gebetes.
As-Sunanu al-Kubra – alBayhaqī
15660; 15662;
20477; 20478
Verschiedene Kapitel über die Befreiung
der Sklaven.www.sunnanet.de
22
Muṣannaf ʿAbdurazzāq 16851 Kapitel über die Sklaven, die man befreien
kann
Muṣannaf Ibn Abī Schayba 30979 Kapitel über die Eigenschaften eines
Muʾmin
Der Ḥadīth der Sklavin wird trotz des möglicherweise problematisch
erscheinenden Wortlautes akzeptiert. Die ausführliche Behandlung der
Überlieferungen dient dazu, aufzuzeigen, dass dieser Ḥadīth nicht zu den
Texten gehört, auf denen Beweise in der ʿAqīda basieren können. Dieser Ḥadīth
wurde bei der Behandlung von anderen rechtlichen Themen in den SunnaWerken erwähnt [siehe Tabelle], welche ebenfalls mithilfe dieses Ḥadīthes
erläutert werden können. Die Frage: „Ayna Allah“, die in dem Ḥadīth
vorkommt, wurde von den Gelehrten nicht ignoriert, sondern durch die
Kommentatoren der Sunna-Werke erklärt, was das Thema des nächsten
Kapitels sein wird.www.sunnanet.de
23
I I . Die Erklärung von Imām Ibn Fūrak
26
A u s d e m B u c h M u s c h k i l a l - Ḥ a d ī t h 27
Über die Aussage „Ayna-llāḥ“
In der offenkundigen Bedeutung der Sprache ist der Fragepartikel „Ayna“ als
Frage nach dem Ort definiert. Man fragt mit „Ayna“ nach dem Ort, im Sinne
von: „Wo ist er?“
Die Sprachgelehrten erläuterten das folgendermaßen: Da es mühsam ist, wenn
man nach einem Ort fragen will, immer wieder zu sagen „Ist er zu Hause oder
ist er in der Moschee oder ist er auf dem Markt oder ist er an dem Ort so und
so?“, hat man einen Partikel festgelegt, der sich auf alle möglichen Orte
bezieht und anhand dessen man nach einem Ort fragen kann. Das ist die
ursprüngliche Bedeutung dieses Partikels, er wurde jedoch auch in anderen
Zusammenhängen verwendet und aus seiner ursprünglichen Bedeutung
herausgelöst.
Fragt man nach dem Rang einer Person: „Ayna Fulānun Minka“ [wortwörtlich:
Wo ist diese Person bei dir?] oder: „Ayna Fulānun mina-l-Amīr“ [wortwörtlich:
Wo ist diese Person bei dem Herrscher?], dann benutzt man denselben
Partikel.
26
Imām Ibn Fūrak, Abū Bakr (geb. um 914 gest. 1015) Er zählt neben Imām al-Baqillāni und al-Isfarayīnī zu den
wichtigsten Gelehrten der Aqida unter der Ahlu Sunna Schule. Er selbst studierte bei den Schülern von alAschʽarī. Bekannt wurde er durch seine Debatten mit der Sekte der Karāmiyya, welche in der Region von
Khorasan aktiv war. Er hat mehrere Werke verfasst, adh-Dhahabī redet von mehr als einhundert Werken, zu
welchen das Buch Muschkkil al-Ḥadīth wa-Bayānuh zählt. Ein Werk in dem Ibn Fūrak die
anthropomorphistischen Auslegungen mancher Ḥadīth widerlegte. Ein weiteres wichtiges Buch, welches
noch erhalten ist, ist Mudscharrad Maqālāt al-aschʽarī. Es gilt als eine authentische Quelle für die Lehre des
Aschʽarī.
27
Imām Ibn Fūraq 2003, 76-78. www.sunnanet.de
24
Er wird ebenso für die Frage nach dem Vergleich zwischen zwei Rängen
benutzt, indem man sagt: „Ayna Fulānun min Fulān“ [wortwörtlich: Wo ist
diese Person im Vergleich mit jener Person?]. Hier ist nicht der Ort oder Platz
im Sinne der distanzbedingten Nähe angesprochen, sondern der Rang und die
Stellung. Man sagt auch in der arabischen Sprache „Li-Fulānin ʽInda Fulānin
Makānun wa-Manzila“ [wortwörtlich: Diese Person hat bei dieser Person einen
Platz und Rang.] und man sagt: „Makānu Fulān fī Qalbi Fulān ḥasan“
[wortwörtlich: Der Ort dieser Person im Herzen dieser Person ist hochgestellt]
Man meint damit den Rang und die Stufe, sowie die Ehrung oder
Geringschätzung.
Setzt man diese Definition voraus, so liegt es auf der Hand, dass die Frage des
Propheten eine Frage nach dem Rang und der Stellung Gottes im Herzen
dieser Sklavin war. Sie zeigte gen Himmel und wollte mit ihrem Hinweis sagen,
dass Er „Fi-Samāʾ“ [in der Hoheit] wäre. Möchte man die Hoheit des Ranges
und der Stellung einer Person ausdrücken, dann sagt man „Fulān fī-Samāʾ“
[Diese Person ist im Himmel/ in der Hoheit], welches bedeutet, sein Rang ist
hoch und sein Wert ist gewaltig. So wird die Aussage Fī-Samāʾ [in der Hoheit]
als ein Hinweis auf die Stellung Gottes im Herzen dieser Sklavin verstanden.
Sie zeigte Richtung Himmel, da sie nicht sprechen konnte. Sie drückte mit
ihrem Hinweis [auf den Himmel] die erwähnte Bedeutung aus.
Wenn der Text so eine Bedeutung haben kann, dann darf man diese Aussage
nicht in der Art deuten, dass man Allah eine Grenze, eine Ortszuschreibung
oder eine Modalität beimisst oder Ihn mit der Schöpfung vergleicht.
Unter unseren Anhängern
28
gibt es einige, die sagen, wenn jemand annimmt,
dass Allah „Fī Samāʾ“ [im Himmel/ in der Hoheit] ist und damit die Hoheit
im Sinne eines Attributes, wie in der Aussage Allahs Fürchtet ihr nicht
28
Aschʽarī Gelehrtenwww.sunnanet.de
25
die Strafe von demjenigen, der in der Hoheit (fi-Samāʾ) ist,[67:16], und
nicht die Hoheit im Sinne einer Richtung gemeint ist, dann wird so eine
Aussage nicht kritisiert. www.sunnanet.de
26
I I I . Die Erklärung von Imām al-Māzar ī
29
Aus s einem Ko mment ar zu Ṣaḥīḥ Mus lim
30
Der Prophet suchte nach einem Hinweis dafür, dass die Sklavin eine
Monotheistin ist und so sprach er mit ihr in dieser Art und Weise, so dass sie
den Sinn seiner Frage begreifen konnte.
Zu den Zeichen der Monotheisten gehört die Tatsache, dass sie ihre Bittgebete
gen Himmel richten, während die Polytheisten unter den Arabern ihre
Bittgebete in Richtung ihrer Götzen und die Perser in Richtung des Feuers
ausführten. Der Prophet wollte den inneren Glauben der Sklavin aufzeigen
und prüfen, ob sie von den Gläubigen ist.
So zeigte sie Richtung Himmel und das ist die Richtung, der sich, wie gesagt,
die Monotheisten zuwenden.
Der Prophet fragte mit „Ayn“ nach dem Rang und der Stellung Gottes bei ihr
und die Antwort mit „fī Samāʾ“ [In der Hoheit/im Himmel] weist auf die Hoheit
Allahs bei ihr hin. Der Himmel ist die Bittgebetsrichtung, genauso wie die
Kaaba die Gebetsrichtung ist.
29
al-Imām al-Mazarī al-Malikī ist der große Scheikh und Ozean des Wissens [453-536 n. H.]. In der
malikitischen Rechtsschule wird er einfach al-Imām schlechthin genannt. Imām adh-Dhahbī sagte, dass er
scharfsinnig in der Ḥadīthwissenschaft und im Fiqh war. Er verfasste einen der ersten Kommentare zu Ṣaḥīh
Muslim [3 Bände]. Zu seinen Büchern zählt man auch den Kommentar zu at-Talqīn in der malikitischen
Rechtslehre [9 Bände] den Kommentar zu al-Burhān und zu al-Irschād, beide von Imām al-Ḥaramayn. Er
erreichte die Stufe von al-Idschtihād und seine Rechtsurteile haben Vorrang in der malikitischen Schule. Zu
seinen Schüler gehört al-Qāḍī ʿIyyāḍ und al-Mahdī b. Thūmart.
30
Imām al-Mazarī 1987, 1/412. www.sunnanet.de
27
Da das Gebet in Richtung Kaaba auf keinen Fall bedeutet, dass Allah in der
Kaaba wäre, so heißt die Zuwendung gen Himmel auch nicht, dass Allah im
Himmel wäre. www.sunnanet.de
28
IV. Die Erklärung von Imām al-Qadi Iyyād
31
Au s s ein em K o mmen t a r z u Ṣa ḥ ī ḥ Mu s lim32
Es gibt keinen Meinungsunterschied zwischen den Muslimen, sei es unter
ihren Ḥadīth-Gelehrten, Rechtsgelehrten, Theologen, Laien oder
Scharfsinnigen, dass die Formulierungen des Koran, welche besagen, dass
Allah im Himmel wäre, wie z.B. : Fürchtet ihr nicht die Strafe von
Demjenigen, der in der Hoheit (fi-Samāʾ) ist,[67:16] nicht wortwörtlich
zu verstehen sind, sondern einer Erklärung bedürfen.
Diejenigen, welche die Richtung der Hoheit Allah ohne Begrenzung und
ohne Zuschreibung einer Modalität beimessen, haben die Präposition „Fī“ [in]
mit „ʽAlā“ [über] gedeutet. Die große Mehrheit der Experten unter den KalāmGelehrten sowie unter den Gelehrten, welche die Attribute Allahs bestätigen
und Ihn von [erschaffenen Eigenschaften] freisprechen und es als
unmöglich erklären, dass Allah eine Richtung oder eine Begrenzung
zugeschrieben werden kann, haben je nach Zusammenhang mehrere
Erklärungen zu diesen Aussagen gegeben . Eine dieser Erklärungen ist die von
Imām Abī ʽAbdillāh [al-Māzarī], die wir bereits zitierten.
31
Iyāḏ b. Musā b. ʿIyyāḏ b. 'Amrūn al-Yaḥṣubī as-Sabtī, Abū al-Faḍl, ist einer der bekanntesten Gelehrten
Marokkos . Er war der Imam der Leute des Ḥadith in seiner Zeit. Er wurde im Jahr 476 n. H. in Sebta (Ceuta)
geboren. Al-Qāḍī ʿIyyāḍ hat Andalusien besucht und studierte bei vielen Gelehrten in Cordoba. Danach reiste
er in die östlichen Länder und studierte dort ebenfalls unter großen Gelehrten. Dort sammelte er auch
Aḥādīth und pflegte die Hadithwissenschaft. Al-Qāḍi ʿIyyād war Gelehrter in Usul, Fiqh, Ḥadīth, Sprache und
Geschichte der Araber, sowie deren Genealogien. Er wurde Richter von Sebta (Ceuta) und später auch von
Granada. Al-Qāḍī ʿIyyāḍ starb im Jahr 544 n. H. in Marrakesch. Er verfasste u. a. das bekannte Buch "Ashal-Qari. Weitere Werke von ihm sind das "Tartib al-masalik", ein 4-bändiges Werk über die Gelehrten der
malikitischen Rechtsschule, ein Kommentar zum Sahih Muslim (9 Bände), welcher später von Imam anNawawī in seinem Kommentar benutzt wurde, sowie andere Bücher in Hadithwissenschaft und Fiqh.
32
Imām al-Qaḍī ʽIyyāḍ 1998, 2/465-466. www.sunnanet.de
29
Dieses Thema ist allgemein eines der schwerwiegendsten Themen des Tawḥīd
[Glaubenslehre], auch wenn viele Gelehrte es unterschätzten.
Die Leute der Sunna und der Wahrheit [Ahlu Sunna wa-l-Ḥaq] sind sich einig
darüber:
dass man über das Wesen Allahs nicht nachdenken darf, so wie es ihnen
befohlen wurde;
dass man darüber schweigen soll, weil der Verstand sich bei diesem Thema
verwirrt und dass man [die Bedeutung Allah / Sallāmū] überlassen muss;
dass Sie sich darin einig sind, dass es verboten ist, Allah eine Modalität
zuzuschreiben, Ihn sich vorzustellen oder Ihm eine Form zu geben.
Diese Haltung stellt keinen Zweifel an der Existenz Gottes, keine Unwissenheit
bezüglich Gottes, sowie keinen Makel im Tawḥīd dar, sie ist vielmehr die
Wahrheit [vom Tawḥīd], die sie vertreten.
Trotz dieser Haltung tolerieren einige von Ahlu Sunna manche, die sich
ausführlich über die Zuschreibung einer Richtung oder Sphäre [zu Allah]
äußerten.
33
Gibt es überhaupt einen Unterschied zwischen der Modalität, der
Begrenzung des Wesens Allahs] und der Zuschreibung einer Richtung?
34
Bindend für uns ist die Aussage aus der Scharia: Und Er ist Der Herrschende
über Seine Diener. [7:18], dass Er über dem Thron Istwāʾ tat, gleichzeitig
halten wir uns an der ʽĀya fest, die die absolute Erhabenheit Allahs beschreibt
und welche als einziger rationaler Beweis gilt: Nichts ist Allah gleich. Er ist es,
Der alles hört und alles sieht. [42:11] . Dieser Vers ist ein Schutz für
denjenigen, den Allah rechtleitet und unterstützt.
33 Mehr dazu kommt in der Erklärung von Imām al-Abbī
34
Diese Aussage ist eine Kritik gegen diejenigen, die so eine Lehre tolerieren. www.sunnanet.de
30
V. Die Erklärung von von Imām a-Qurtubī
35
Aus s ein em Ko mmen t a r zu Ṣaḥ īḥ Mus lim36
Die Frage des Propheten: Ayna-llāh [Wo ist Allah?] ist eine Frage, die die
geistige Ebene der Sklavin berücksichtigt. Er wollte ergründen, ob sie nicht
von denjenigen ist, die Götzen oder die Steine auf der Erde anbeten.
„Ayn“ [wo] ist ein Fragepartikel, anhand dessen man nach dem Ort fragt
genauso wie „Matā“ eine Fragepartikel ist, anhand dessen man nach der Zeit
fragt.
„Ayn“ [im Sinne von Ort] darf man in Bezug auf Allah nicht wortwörtlich
verwenden, denn Allah ist erhaben über eine Ortzuschreibung, genauso wie
Er über die Zeit erhaben ist. Vielmehr ist Er der Schöpfer des Ortes und
der Zeit. Er existierte als es noch keine Zeit und keinen Ort gab und Er ist
jetzt so, wie Er immer war.
Wenn Allah an einem Ort existieren würde, dann würde Er eine
bestimmende Kraft benötigen, die das entschieden hat
37
und dann wäre Er
35
Imām Aḥmad b. ʽUmar b. Ibrāhim [578-656 n.H.] war ein malikitischer Ḥadīth- und Rechtsgelehrter. Er ist in
Cordoba geboren. Er lehrte in Alexandria und dort ist er auch gestorben. Zu seinen Büchern zählt man seine
beiden Zusammenfassungen von Ṣaḥīḥ Muslim und dessen Kommentierung, die Zusammenfassung von Ṣaḥīh
al-Bukharī, die Kommentierung von at-Talqīn [Rechtslehre], sowie zahlreiche Abhandlungen in der
Ḥadīthwissenschaft.
36
Imām al-Qurtubī 1996, 2/142-145.
37 Würde Gott innerhalb eines Ortes existieren, dann würde die Existenz Gottes von diesem Ort abhängen
und dann würde dieser Ort mit Gott zusammen sein. Wenn das feststeht, dann haben wir zwei mögliche
Schlussfolgerungen:
Entweder ist dieser Ort erschaffen oder nicht erschaffen.
Wenn er erschaffen ist, dann soll er von einer anderen Macht erschaffen sein und nicht von Gott, weil die
Existenz Gottes von diesem Ort abhängt und was von einem Geschöpf abhängt ist selber ein Geschöpf. So eine
Meinung ist reiner Unglaube, weil es zu der Aussage führt, dass Gott erschaffen wäre.
Wenn der Ort nicht erschaffen ist und somit ewig ist, dann haben wir in diesem Fall zwei Ewige und zwar Gott
und den Ort. Da der Ort auch ewig ist, hat Gott es nicht selber entschieden an diesem Ort zu sein, sondern
entweder war er gezwungen oder eine andere Kraft hat es bestimmt und auch diese Meinung ist reiner
Unglaube, weil es dazu führt, etwas Gott zu beigesellen und seine Attribute zu beschränken. www.sunnanet.de
31
entweder in Bewegung oder im Stillstand und beide Zustände sind erschaffene
Dinge. Wenn einer Sache erschaffene Eigenschaften zugeschrieben werden,
dann ist diese Sache auch erschaffen, was in den theologischen Werken
ausführlich dargelegt wurde.
38
Allah sagt: Nichts ist Allah gleich [42:11], demzufolge kann Er nicht
den Geschöpfen in ihren Charakteristiken und den möglichen Dingen in ihrem
Sein ähneln.
Wenn das feststeht, dann steht es auch fest, dass der Prophet seine Aussage
in einem übertragenen Sinne getroffen hat, um der Sklavin, die unter Leuten,
in deren Häusern sich Götzen befinden, aufgewachsen war, in einer Art, die sie
begreifen konnte, seine Frage verständlich zu machen.
Der Prophet wollte wissen, ob sie von denjenigen sei, die an ihre Götzen, die
sie bei sich zuhause haben glauben oder nicht. Deswegen fragte er sie:
Ayna-llāh, Sie antwortete: „Fī-Samāʾ“ [in der Hoheit/im Himmel]. Diese
Antwort hat der Prophet akzeptiert. Er bestätigte daraufhin, dass sie eine
Gläubige ist, weil sie eine anders gestellte Frage nicht hätte verstehen können
und weil sie Allah davon freisprach, den angebeteten Götzen der
Polytheisten zu ähneln. Sie schrieb ihm die Erhabenheit über die Orte der
Götzen zu.
Die Sklavin gab solch eine Antwort, da sie die Muslime gesehen hatte, wenn sie
während des Bittgebetes ihre Blicke und Hände in Richtung Himmel hoben. Sie
wurde in diesem Zustand gelassen, bis ihr Verständnis [vom Dīn] fester wird
und sich ihr Herz für [die genauen Bedeutungen] öffnet. Hätte man ihr in
diesem Zustand gesagt, dass in Bezug auf Allah eine Ortzuschreibung und
38
Der Stillstand und die Bewegung sind zwei Eigenschaften, die erschaffen sind, weil sie von Ort und Zeit
abhängen und weil sie nicht in der Ewigkeit fortdauern. Das heißt, sie haben einen Anfang und ein Ende. Wenn
das feststeht, dann steht auch fest, dass wenn Etwas ein Gegenstand ist, in welchem Bewegung und Stillstand
auftreten, dann ist dieses Etwas auch erschaffen, weil das, was von einem Geschöpf abhängt selber erschaffen
ist.www.sunnanet.de
32
eine Zeit unmöglich sind, dann hätte die Gefahr bestanden, dass sie in den
Zustand der totalen Negierung [Taʽtīl] fällt.
39
Dieses Thema ist in seiner
Gesamtheit oft nur schwer in kurzer Zeit zu erfassen. Nur die Wissenden,
deren Herzen Allah die Rechtleitung und Erleuchtung bescherte und welche
Allah unterstützte, sind dazu in der Lage. Die Mehrheit der Laien
[Unwissenden] leiden unter falschen Vorstellungen [Awhām].
40
Dieser Ḥadīth wurde auch so ausgelegt, dass der Prophet mit „Ayn“ den
Rang meint, welcher sich auf die Erhabenheit und Majestät Allahs, die Ihn
von den Götzen unterscheidet, bezieht. Die Aussage des Propheten ähnelt
der Aussage: „Ayna athurayyā mina-tha-tharā wa-l-Baṣaru mina-l-ʽamā“
[Wortwörtlich: Wo sind die Sterne im Vergleich mit der Erde und wo ist die
Sehkraft im Vergleich mit der Blindheit] Man benutzt die Sterne und die
Sehkraft in diesem Vergleich, weil sie geschätzt werden und ihr Rang hoch ist.
Aufgrund dieser Erklärung bedeutet die Aussage „Fī-Samāʾ“ [in der Hoheit/ im
Himmel]: Er ist der Höchste und Erhabenste. Man sagt in der Sprache:
„Fulānun fī Samāʾ wa-Manāti ath-Thurayyā“ [Diese Person ist im Himmel und
an ihr hängen die Sterne]
In der Dichtung steht:
Wahrlich an den Söhnen der ʽAwf, wie ihr wisst
hängt der Sternenhimmel, dessen Sterne hoch sind.
39
Imām Ibn Hadschar sagte in seinem Kommentar zu Ṣaḥīḥ al-Bukhārī: Der Prophet bestätigte den Imān der
Sklavin, die für die Frage „Ayna-llāh“ im Himmel/ in der Hoheit als Antwort gab und zwar aus Angst, dass sie
in die totalen Verleugnung Gottes und Seiner Eigenschaften fällt. Es ist so, weil sie die Erhabenheit Allahs
über dem Anthropomorphismus [erhaben ist er darüber] nicht richtig begreifen kann.
40
Damit sind diejenigen gemeint, die einfach aus reiner Nachahmung den Islam praktizieren und keine Belege
besitzen. Manche Aussagen der unwissenden Laien werden von den Gelehrten toleriert, weil sie nicht genug
Wissen besitzen. www.sunnanet.de
33
So wurde es gesagt und Allah und Sein Prophet wissen es besser. Man soll
die Bedeutung Allah überlassen, um in Sicherheit zu sein. [wa-Taslīmu
aslam]
Hinweis: Es gibt keinen Meinungsunterschied zwischen den Muslimen, sei es
unter ihren Ḥadīth-Gelehrten, Rechtsgelehrten, Theologen, Laien oder
Scharfsinnigen, dass die Formulierungen des Koran, welche besagen, dass
Allah im Himmel wäre, wie z.B. : Fürchtet ihr nicht die Strafe von
Demjenigen, der in der Hoheit (fi-Samāʾ) ist,[67:16] nicht wortwörtlich
zu verstehen sind, sondern einer Interpretation bedürfen.
Für diejenigen, welche Ihm eine Richtung zuschreiben, ist dies die Richtung
der Hoheit, auf welche man mit dem Thron hinweist und welche über den
Himmeln ist, wie es in den Aḥādīth beschrieben ist. Aus diesem Grund muss
die Aussage „Allah ist im Himmel“ interpretiert werden.
Die beste Interpretation, die in diesem Fall, gegeben wurde ist die Deutung von
„Fī“ [in] mit „ʽalā“ [auf], so wie es im Koran steht: euch in den Stämmen der
Palmen kreuzigen lassen. [20:71] Das heißt: „…auf den Stämmen der Palmen.“
In diesem Fall bedeutet die Hoheit die „Machtausübung“
Diejenigen, die eine Richtung in Bezug auf Allah negieren, negieren
demzufolge diese wortwörtliche Bedeutung, um Allah hoch zu ehren.
Aufgrund dessen steht mit Übereinstimmung aller Muslime fest, dass die
Aussage der Sklavin „Fī Samāʾ“ [in der Hoheit/ im Himmel] nicht wortwörtlich
zu verstehen ist. Diese Aussage muss pflichtgemäß von den Gelehrten erklärt
werden und derjenige der diese Aussage wortwörtlich versteht, ist ein
Irrgeleiteter unter den Irregeleiteten.www.sunnanet.de
34
VI. Die Erklärung von Imām Nawawī
41
Au s s ein em K o mmen t a r z u Ṣa ḥ ī ḥ Mu s lim42
Dieser Ḥadīth gehört zu den Aḥādīth, welche die Attribute Allahs behandeln.
Hinsichtlich dieser Texte gibt es zwei Methoden, die wir schon oft im Buch
vom Imān erwähnt haben.
Die erste Methode ist der Glaube an diese Texte, ohne nach deren genauen
Bedeutung zu forschen und gleichzeitig Allah von den Attributen der
Geschöpfe freizusprechen.
Die zweite Methode ist das entsprechende Erklären. Diejenigen, welche diese
Methode vertreten, sagen: Der Prophet wollte prüfen, ob sie eine
Monotheistin ist, welche bestätigt, dass Allah der einzige Schöpfer und
Verwalter ist, von welchem man die Erfüllung der Wünsche erhofft, Dem man
sich in Richtung Himmel zuwendet und Den man anbetet, indem man sich zur
Kaaba richtet, was keinesfalls bedeutet, dass Allah im Himmel oder in der
Kaaba begrenzt wäre, vielmehr ist der Himmel die Richtung der Bittbetenden
und die Kaaba die Richtung der Betenden, es sei denn sie sind von den
Götzenanbetern, deren Götzen unter den Menschen zu finden sind. Als die
Sklavin „fī-Samāʾ“ gesagt hat, wusste der Prophet, dass sie eine Monotheistin
und keine Götzendienerin ist.
41
Imām Muḥyī ad-Dīn Abū Zakariyyā an-Nawawī [631-676 n. H.] ist Scheikh al-Islam, der Führer der Gläubigen
in den verschiedenen Zweigen des Wissens, der Ḥadithexperte, der Rechtsgelehrte, der Beweis Gottes auf
Erden und die Rechtleitung für die späteren Generationen nach ihm. Er gehört zu den größten Gelehrten des
Islam überhaupt. Er verfasste zahlreiche Bücher, die bis jetzt von den Gelehrten und den Laien benutzt
werden. Zu diesen Werken zählt man seinen Kommentar zu Ṣaḥīḥ Muslim, welcher zu den besten und
meistbenutzten Kommentaren vom Ṣaḥīḥ Muslim gezählt wird. Im Fiqh schrieb er verschiedene Werke. Der
bekannteste ist Minhāğ aṭ-Ṭalibīn, zu dem es zahlreiche Kommentare gibt und welcher als das wichtigste Buch
der schafiitische Schule betrachtet wird. Die Vierzig Ḥadīthe oder Riyāḍū aṣ-Ṣaliḥīn gehören auch zu seinen
Büchern, die unter den Muslimen sehr verbreitet sind.
42
Imām an-Nawawī 1972, 5/24. www.sunnanet.de
35
Al-Qāḍī ʽIyyāḍ: Es gibt keinen Meinungsunterschied zwischen den Muslimen,
sei es unter ihren Ḥadīth-Gelehrten, Rechtsgelehrten, Theologen, Laien oder
Scharfsinnigen, dass die Formulierungen des Koran, welche besagen, dass
Allah im Himmel wäre, wie z.B. : Fürchtet ihr nicht die Strafe von
Demjenigen, der in der Hoheit (fi-Samāʾ) ist,[67:16] nicht wortwörtlich
zu verstehen sind, sondern einer Erklärung bedürfen.
Diejenigen, welche die Richtung der Hoheit Allah ohne Begrenzung und
ohne Zuschreibung einer Modalität beimessen, haben die Präposition „Fī“ [in]
mit „ʽAlā“ [über] gedeutet. Die große Mehrheit der Experten unter den KalāmGelehrten sowie unter den Gelehrten, welche die Attribute Allahs bestätigen
und Ihn von [erschaffenen Eigenschaften] freisprechen und es als
unmöglich erklären, dass Allah eine Richtung oder eine Begrenzung
zugeschrieben werden kann, haben je nach Zusammenhang mehrere
Erklärungen zu diesen Aussagen gegeben. Er führte eine ähnliche Erklärung
an, wie die, die wir erwähnt haben.
Die Leute der Sunna und der Wahrheit [Ahlu Sunna wa-l-Ḥaq] sind sich
darüber einig:
dass man nicht über das Wesen Allah nachdenken darf, so wurde es ihnen
befohlen;
dass man zu diesem Thema keine Aussagen treffen soll, weil der Verstand
verwirrt werden würde bei dieser Frage;
dass es verboten ist, Allah eine Modalität zuzuschreiben oder Ihm eine
Form zu geben und diese Haltung ist kein Zweifel an der Existenz Gottes, keine
Unwissenheit bezüglich Gottes und kein Mangel im Tawḥīd, sondern es ist die
Wahrheit. www.sunnanet.de
36
Aber trotz dieser Haltung tolerieren einige unter ihnen manche, die sich
ausführlich über die Zuschreibung eine Richtung oder Sphäre [zu Allah ]
äußerten. Gibt es überhaupt einen Unterschied zwischen der Modalität, der
Begrenzung des Wesens Allahs und der Zuschreibung einer Richtung?
Bindend für uns ist die Aussage aus der Scharia: Und Er ist Der Herrschende
über Seine Diener. [7:18], dass Er über dem Thron Istwāʾ tat, gleichzeitig
halten wir uns an der ʽĀya fest, die die absolute Erhabenheit Allahs
beschreibt und welche als einziger rationaler Beweis gilt: Nichts ist Allah
gleich. Er ist es, Der alles hört und alles sieht. [42:11] . Dieser Vers ist ein
Schutz für denjenigen, den Allah rechtleitet und unterstützt.
Ende der Erklärung vom al-Qāḍī ʽIyyāḍ.www.sunnanet.de
37
VII. Die Erklärung von Imām al -Ab bī
43
Aus s einem Komment ar zu Ṣaḥīḥ Mus lim44
Über die Aussage „Ayna-llāh“
Der Prophet wollte einen Hinweis auf ihren Imān haben, weil sich die
Götzen der Kuffār, die aus Steinen und Feuer sind, auf der Erde befinden. Jeder
Götzendiener erbittet von seinem Götzen die Erfüllung seiner Wünsche.
Jedoch der Himmel ist die Richtung der Bittgebete der Monotheisten. Der
Prophet wollte das, woran sie glaubt, enthüllen, deswegen hat er mit ihr
in einer Art und Weise geredet, die sie begreifen kann. Sie zeigte in die
Richtung, der sich die Monotheisten zuwenden. Das bedeutet aber nicht, dass
Allah in einer Richtung wäre oder vom Himmel umfasst wird, denn sonst
würde die Zuwendung zur Kaaba bedeuten, dass Allah sich in der Kaaba
befindet.
Einige Auslegungen besagen, dass der Prophet nach ihrem Glauben
bezüglich der Erhabenheit Allahs fragte. Ihre Antwort weist auf die Stellung
der Majestät Allahs bei ihr hin.
Al-Qāḍī ʽIyyāḍ sagte: Die Muslime sind sich darüber einig, dass man die Texte,
welche besagen könnten, dass Allah im Himmel wäre, interpretieren soll,
wie z.B. die Aussage Allahs Fürchtet ihr nicht die Strafe von
demjenigen, der in der Hoheit (fi-Samāʾ) ist,[67:16] . Eine große Zahl von
43
Imām al-Abbī [gest. 827 n. H.] Muḥammad b. Khalafa al-Mālikī ist ein Ḥadīthgelehrter aus Tunesien. Er
verfasste einen Kommentar zu Ṣaḥīḥ Muslim, indem er die vier wichtigsten Kommentare dazu
zusammenfasste und zwar den Kommentar von Imām al-Mazarī, al-Qaḍī ʽIyyāḍ, Imām Nawawī und Imām alQurtubī und die Erklärungen von seinem Scheikh Ibn ʽArafa hinzufügte. Er schrieb auch einen Kommentar zu
dem Werk al-Mudawwana im malikitischen Fiqh.
44
Imām al-Abbī kein Datum, 2/241-243. www.sunnanet.de
38
denjenigen, unter den Rechts- und Ḥadīthgelehrten sowie manche KalāmGelehrte unter den Aschʽariyya sowie die Karrāmiyya die Ihm eine Richtung
zuschreiben, haben die Präposition „Fī“ [in] mit „ʽalā“ [auf] erklärt. Diejenigen,
welche die Richtung in Bezug auf Allah negieren und diese sind in der
Mehrheit, haben diese Texte interpretiert. Manche dieser Interpretationen
wurden von dem Imām erwähnt.
Dieses Thema allgemein ist eines der schwerwiegendsten Themen des ʽIlm alKalām [Glaubenslehre].
Die Leute der Sunna und der Wahrheit [Ahlu Sunna wa-l-Ḥaq] sind sich einig
darüber:
dass man über das Wesen Allahs nicht nachdenken darf, so wie es ihnen
befohlen wurde;
dass man darüber schweigen soll, weil der Verstand sich bei diesem Thema
verwirrt und dass man [die Bedeutung Allah / Sallāmū] überlassen muss;
dass Sie sich darin einig sind, dass es verboten ist, Allah eine Modalität
zuzuschreiben, Ihn sich vorzustellen oder Ihm eine Form zu geben.
Diese Haltung stellt keinen Zweifel an der Existenz Gottes, keine Unwissenheit
bezüglich Gottes, sowie keinen Makel im Tawḥīd dar, sie ist vielmehr die
Wahrheit [vom Tawḥīd], die sie vertreten.
Trotz dieser Haltung tolerieren einige von Ahlu Sunna manche, die sich
ausführlich über die Zuschreibung einer Richtung oder Sphäre [zu Allah]
äußerten. Gibt es überhaupt einen Unterschied zwischen der Modalität, der
Begrenzung des Wesens Allahs] und der Zuschreibung einer Richtung?
Bindend für uns ist die Aussage aus der Scharia: Und Er ist Der Herrschende
über Seine Diener. [7:18], dass Er über dem Thron Istwāʾ tat, gleichzeitig www.sunnanet.de
39
halten wir uns an der ʽĀya fest, die die absolute Erhabenheit Allahs beschreibt
und welche als einziger rationaler Beweis gilt: Nichts ist Allah gleich. Er ist es,
Der alles hört und alles sieht. [42:11] . Dieser Vers ist ein Schutz für
denjenigen, den Allah rechtleitet und unterstützt.
Ich [Imām al-Abbī] sage: Seine Behauptung, dass eine große Anzahl von
Rechtsgelehrten und Kalāmgelehrten Allah eine Richtung zuschreibt, ist
nicht richtig. Diese Meinung haben nur Abū ʽUmar [Ibn ʽAbd al-Barr] in alIstidhkār und Ibn Abī Zayd in ar-Risāla vertreten. In beiden Fällen gibt es eine
Interpretation für ihre Aussage.
Als der Herrscher Abū al-Ḥasan, der König Marokkos Ifriqiyya [heutiges
Tunesien] unterworfen hatte, organisierte er Sitzungen mit den Gelehrten in
al-Qaṣba. Zu diesen Sitzungen kamen große Rechtsgelehrte Tunesiens wie Ibn
ʽAbd as-Salām, Ibn Hārūn sowie as-Siṭṭī und Ibn aṣ-Ṣabbāgh und andere aus
Fes. Als ein Student diese Stelle von ʽIyyāḍ zitiert hat, haben alle Anwesenden
es verurteilt. Am nächsten Morgen brachte dieser Student eine Kopie des
Buches al-Ikmāl mit und las es in der Anwesenheit der Gelehrten vor. Alle
missbilligten es und manche sagten sogar: „Möge Allah ihn dafür zu
Rechenschaft ziehen, was er behauptet hat.“
45
45
Die Kritik von Imām al-ʾAbbī ist im Grunde genommen unverständlich, denn Imām ʽIyyāḍ hat nie geäußert,
dass eine große Mehrheit Allah eine Richtung in wortwörtlichem Sinne zugeschrieben hat. Vielmehr sagte
er, dass viele, die Ihm eine Richtung zuschreiben „fī“ [in] mit „ʽAlā“ [auf/über] interpretiert haben. Die
Richtung Oben wird nicht immer für die Beschreibung eines Ortes benutzt, wie wir gesehen haben. Imām alQurṭubī hat das in seinem Kommentar anschaulich dargestellt. Bemerkenswert ist, dass einige Stellen, die
Imām al-Abbī anbringt, in den Zitaten von Imām Nawawī und Imām al-Qurṭūbī nicht vorkommen.www.sunnanet.de
40
VIII. Die Erklärung von Imām as-Sindī
46
Aus seinem Kommentar zu Sunan an-Nasāʾī
47
„Ayna-llāh“ [Wo ist Allah?] bedeutet, in welche Richtung wenden sich
diejenigen, die sich Allah zuwenden. Ihre Antwort „Fī-Samāʾ“ [In der
Hoheit/im Himmel] bedeutet, man richtet sich gen Himmel. Was der Prophet
mit seiner Frage bezweckte, war die Bestätigung der Existenz Allahs durch
die Sklavin.
IX. Die Erklärung von Imām as-Sarakhsī
48
Aus dem enzyklopädischen Werk al -Mabsūt
49
Über die Authentizität dieses Ḥadīth kann man disputieren. Es wurde
überliefert, dass der Prophet gesagt hat: Ayna-llāh [wo ist Allah?] und sie
zeigte zum Himmel. Wir glauben nicht, dass der Prophet jemanden
auffordern würde, Allah eine Richtung und einen Ort zuzuschreiben.
46
Imām as-Sindī [gest. 1138 n. H.] ist ein Ḥanafi Gelehrter in Ḥadīthwissenschaft aus dem Sind. Er lebte in
Medina und hinterließ zahlreiche Kommentare zu den wichtigsten Ḥadīthsammlungen. Z.B. die
Randkommentare zu Ṣaḥīḥ al-Bukhārī, Randkommentare zu Sunan Abī Dawūd, Randkommentare zu Sunan
an-Nasāʾī, Randkommentare zu Musnad Imām Aḥmad, Randkommentare zu Sunan Ibn Mādscha sowie andere
Bücher.
47
Imām as-Sindī, Ḥāschiyat as-Sindī ʽala Sunan an-Nasāʾī, 1986, 3/18.
48
Imām Muḥammad b. Sahl as-Sarakhsī [gest. 483 n. H.] ist Scheikh al-Islam, der große Ḥanafī Rechtsgelehrte.
Unter den Gelehrten der Ḥanafī Rechtsschule ist er bekannt als „Schams al-Aʾima“ [Die Sonne der Gelehrte]. Er
war ein Mudschtahid in Fiqh. Sein Buch al-Mabṣūṭ umfasst dreißig dicke Bände und gilt als eins der
fundamentalen Werke des Ḥanafī Fiqh im speziellen und der islamischen Jurisprudenz im Allgemeinen. Zu
seinen Werken zählt man andere Bücher, besonders seine Kommentare zu den Büchern von Imām aschSchaybānī, der Schüler von Imām Abū Ḥanīfa.
49
Imām as-Sarakhsī 2000, 7/6. www.sunnanet.de
41
X. Die Erklärung von Imām ʿAlī al-Qārī
50
Aus dem Kommentar zu Musnad Abī Ḥanīfa
51
Er fragte sie: „Aynal-llāh“ [Wo ist Allah?] Das heißt, gehört dein Gott zu den
Götzen der Erde oder ist Er, der Gott, dessen Befehl im Himmel und dessen
Urteil auf Erde ist, wie Allah sagte: Er ist es, Der im Himmel Gott und auf
der Erde Gott ist.? [43:84]. Er sagte auch: Und Er ist Allah, [Der
Angebetete] in den Himmeln und auf Erden.[6:3] Allah ist erhaben über Ort
und Zeit, sowie über alle erschaffenen Dinge.
XI. Die Erklärung von Imām al-Bādschī
52
A u s s e i n e m K o m m e n t a r z u a l - M u w a ṭ ṭ a ʾ
53
Was die Frage zu der Sklavin: „Ayna-llāh“ [Wo ist Allah?] und ihre Antwort:
„Fī-Samāʾ“ [in der Hoheit/im Himmel] betrifft, so meinte sie Seine
Bezeichnung der Hoheit.
Mit der Hoheit wird jeder, der eine Majestät innehat, bezeichnet. Man sagt
„Makānu Fulānin fī-s-Samāʾ“ [wortwörtlich: Diese Person ist im Himmel] das
heißt, ihr Rang ist hoch und edel.
50
Imām Mullā ʽAlī al-Qāri [gest. 1014 n. H.] ist ein Ḥanafī Rechtsgelehrter. Er ist in Harāt geboren und in
Medina gestorben. Er gehörte zu den prominentesten Gelehrten seiner Zeit. Er hinterließ viele Werke in
Ḥadīth, Fiqh, Geschichte und Tafsīr.
51
Imām ʽAli al-Qarī kein Datum, 1/158.
52
Imām Abū al-Walīd al-Bādschī [403-474 n. H.] ist der große Rechtsgelehrte und Ḥāfiẓ des Ḥadīth. Er kommt
aus der Stadt Badajoz im heutigen Spanien. Er unternahm eine Reise nach dem Osten, wo er in Damaskus und
Irak bei den damaligen bekanntesten Gelehrten studierte. Zu seinen Lehrern gehören Scheikh al-Islām Abū
Isḥāq asch-Schīrāzī und Scheikh al-Islām al-Ḥāfiẓ Abū Dhar al-Harawī. Als er nach Spanien zurückkam
übernahmen die großen Gelehrten dieser Zeit von ihm das Wissen wie z.B. Abū Bakr aṭ-Ṭarṭūschī. Er war auch
derjenige, der Ibn Ḥazm in den Schatten gerückt hat, indem er die Lehren, die Ibn Ḥazm propagierte,
widerlegte. Zu seinen Büchern gehören drei Kommentare zu al-Muwaṭṭaʾ. Nur al-Muntaqā [neun dicke
Bänder] ist noch erhalten. Al-Maʽānī und al-Istifāʾ, über welche man sagt, sie umfassten mehr als zwanzig
Bände wurden bis heute noch nicht gefunden. Er hinterließ auch andere Bücher in Fiqh, Ḥadīthwissenschaft
und ʽAqīda.
53
Imām al-Bādschī 1999, 8/320. www.sunnanet.de
42
XII. Die Erklärung von Imām al-Kawtharī
54
Aus seiner Ausgabe zum as-Sayf as-Saqīl fi-r-Raddi ʽalā
I b n Z a f ī l
55
v o n I m ā m a s - S u b k ī
56
Der Überlieferer dieses Ḥadīth von Ibn al-Ḥakam ist ʽAṭāʾ b. Yasār. Sein
Wortlaut dieses Ḥadīthes wurde unterschiedlich überliefert. In einem Wortlaut
steht Der Prophet machte ein Zeichen mit der Hand um die Frage, wer im
Himmel ist, auszudrücken. Das Gespräch mit der Sklavin fand nach dieser
Überlieferung mit Handzeichen statt, denn das normale Sprechen mit ihr war
nicht möglich, da sie taubstumm war.
Der Wortlaut, welchen der Autor und der Kommentator zitierten, stammt aus
einer Überlieferung und spiegelt seine Ansicht wider, nicht aber die genauen
Worte des Propheten.
Eine solche Überlieferung wird im Bereich der gottesdienstlichen Handlungen
herangezogen, aber nicht in den Glaubensfragen. Das ist auch der Grund aus
dem Imām Muslim diese Überlieferung im Kapitel über das Verbot des Redens
und nicht im Kapitel über den Imān anführt, denn der Ḥadīth enthält auch den
Taschmīt
57
des Niesenden während des Gebetes und das Verbot dessen seitens
des Propheten. Imām al-Bukhārī hat diesen Ḥadīth gar nicht in seinem Ṣaḥīḥ
Werk überliefert, aber er überlieferte ihn in seinem Werk Khalq Afʽāl al-ʽIbād
und zwar in dem Teil über das Verbot des Taschmit während des Gebetes,
54
Imām Zahīd al-Kawtharī [ 1296 - 1371 n. H.] ist der letzte Stellvertreter des Scheikh al-Islam - des höchsten
religiösen Führers im Osmanischen Reich- gewesen. Er war sehr bekannt durch seine scharfe Verteidigung
der Ahlu Sunna und zwar in einer Zeit, in welcher das islamische Reich mehrere Niederlagen hinnehmen
musste. Er verfasste mehrere Bücher im Bereich vom Ḥadīth, Fiqh und Uṣūl. Besonders im Bereich Ḥadīth war
er sehr bewandert. Seine Stärke waren die Namen der Ḥadīthüberlieferer und deren Biographien.
55
Damit ist Ibn al-Qayyim gemeint.
56
Imām al-Kawtharī 2004, 485-487.
57
Taschmīt bedeutet das Bittgebet , das man sagt wenn jemand niest und zwar: Raḥimaka Allahwww.sunnanet.de
43
wobei er den Teil, in welchem steht, dass Allah im Himmel wäre, nicht
erwähnt, ohne darauf hinzuweisen, dass er den Ḥadīth verkürzt überliefert
hat. In der Überlieferung von al-Laythī von Imām Mālik findet sich die Aussage
Sie ist eine Gläubige. nicht.
Dass dieser Ḥadīth nicht als Beweis dafür herangezogen werden kann, Allah
einen Ort zuschreiben zu können, hat folgende Gründe:
Erstens gibt es klare Beweise für die die Erhabenheit Allahs über Ort und
Örtlichkeit sowie Zeit und Zeitlichkeit. Allah sagt Sag: Wem gehört das,
was in den Himmeln und auf Erden ist? Sag: Allah! [6:12] Diese Āya drückt
aus, dass die Räumlichkeit und alles, was die Örtlichkeit umfasst, zum
Eigentum Allahs gehören. Und Er sagt: Und Ihm gehört alles, was während
der Nacht und des Tages ruht. [6:13] Das wiederum beweist, dass die Zeit und
alles, was mit der Zeit begrenzt ist, Allah gehört. Diese beiden Āyāt
beweisen, dass der Ort und die Örtlichkeit sowie die Zeit und die Zeitlichkeit
Allah gehören und beweist ebenfalls, dass Allah erhaben über den Ort
und die Zeit ist, wie es in dem Buch Asās at-Taqdīs [Die Fundamente der
Gotteserhabenheit] von Imām al-Fakhr ar-Rāzī steht.
Zweitens leidet der Ḥadīth unter seinem Iḍṭirāb [Ungenauigkeit] sowohl in der
Überlieferungskette als auch im Wortlaut, obwohl adh-Dhahabī ihn als Ṣaḥīḥ
erklärt hat und es darüber viele Diskussionen gab. Man kann die
verschiedenen Überlieferungswege [und Wortlaute] des Ḥadīth in dem Buch
al-ʽUluw von adh-Dhahabī, in den Kommentaren von al-Muwaṭṭaʾ und in dem
Buch at-Tawḥīd von Ibn Khuzayma nachlesen, um zu sehen wie ungenau die
Überlieferungsketten und die Wortlaute sind.
Die Behauptung, dass es sich um unterschiedliche Ereignisse handeln würde,
ist eine nicht akzeptierte Meinung seitens der Ḥadīthexperten und Leute des
Wissens.www.sunnanet.de
44
Die unbekannte Person in manchen Überlieferungen ist Ibn al-Ḥakam. Der
Ḥadīth von Kaʽb b. Mālik und der Ḥadīth, welcher von einer unbekannten Frau
überliefert ist, sind nicht authentisch. Imām Mālik überliefert diese Geschichte
von ʽUmar b. al-Ḥakam und er beharrte darauf, dass dies kein Fehler sei. Imām
Muslim überliefert ihn von Muʽāwiyya b. al-Ḥakam. Der Wortlaut dieser
Überlieferungen wurde schon erwähnt und der Wortlaut der Version von
Imām Mālik enthält Sie ist eine Gläubige nicht.
Im Muwaṭṭaʾ von Imām Mālik steht von Ibn Schihāb was von einem Anṣārī,
überliefert wurde: Der Prophet sagte ihr: “Bezeugst du, dass es keinen Gott
gibt außer Allah?“ Sie sagte: „Ja.“ Dann sagt er: „Bezeugst du, dass
Muḥammad der Gesandte Allahs ist?“ Sie sagte: „Ja.“ Was hat so einem
Wortlaut mit den anderen Wortlauten zu tun?
Du wirst die Wahrheit über adh-Dhahabī am Ende dieses Buches erfahren, lass
dich nicht von seinem Lärm und seinen Verfälschungen zu diesem Thema
beeinflussen.
58
Wahrscheinlich ist die Aussage Ayna-llāh eine Änderung eines Überlieferers,
die auf seinem Verständnis aufgebaut ist. Die sinngemäße Überlieferung ist
weit verbreitet bei allen Generationen. Tradiert jemand, der kein
Rechtsgelehrter ist, die Überlieferung sinngemäß, dann ist das von großem
Schaden.
Der Überlieferer dieser Geschichte ist keiner von den Rechtsgelehrten unter
den Ṣaḥāba und er hat keine andere Überlieferung außer dieser tradiert,
vielmehr war er ein Beduine, der sogar während des Gebetes redete.
„Ayn“ ist eine Fragepartikel für den Ort und für den Rang. Im ersten Fall ist
„Ayn“ wortwörtlich und im zweiten Fall ist er bildlich oder [nach der Meinung
58
Das ist eine harte Kritik seitens Imām al-Kawtharī an Imām adh-Dhahabī, der wir nicht in dieser energischen
Form nicht beipflichten.www.sunnanet.de
45
mancher Sprachwissenschaftler] in den beiden Fällen wortwörtlich zu
verstehen.
Imām Abū Bakr b. al-ʽArabī sagte in seinem Kommentar zu dem Ḥadīth von Abī
Razīn in seinem Werk al-ʽArīḍa: Mit „Ayn“ ist die Frage nach dem Rang
gemeint, weil der Ort in Bezug auf Allah nicht möglich ist und „Ayn“ wird
für die Frage nach dem Ort benutzt. Es wird gesagt „Ayn“ wird wortwörtlich
für den Ort benutzt und bildlich für den Rang und nach einer Ansicht wird es
in beiden Fällen wortwörtlich benutzt.
Abū al-Walīd al-Bādschī sagte in al-Muntaqā: „Man sagt „Makān Fulān fī
Samāʾ“ [wortwörtlich: Diese Person ist im Himmel] das heißt, ihr Rang ist hoch
und edel. Gemeint ist seine Bezeichnung mit der Hoheit. Mit der Hoheit wird
jeder, der eine Majestät innehat, bezeichnet.“
Aufgrund dieser Erklärungen bedeutet „Ayna-llāh“ wie ist der Rang von Allah
bei dir? Und ihre Antwort: „Fī-Samāʾ“ würde bedeuten Er ist der Höchste im
Rang. Diese Auslegung stimmt mit dem anderen Wortlaut des Ḥadīth, in
welchem steht: bezeugst du, dass es keinen Gott außer Allah gib… überein.
Wenn man entgegnen würde: Warum soll der Wortlaut Ayna-llāh nicht der
Wortlaut des Propheten sein und die sinngemäße Überlieferung, die Version
mit bezeugst du, dass es keinen Gott außer Allah gib… dann antworten wir:
Während der ganzen Zeit, als der Prophet die Botschaft Allahs verkündete,
hat er niemals den Glauben mit der Frage nach dem „Wo“ erklärt oder etwas
erzählt, was auch nur annährend zu der Vorstellung führen könnte, dass Allah
einen Ort hätte, außer in diesem Ḥadīth, dessen Wortlaut unterschiedlich
überliefert wurde. Vielmehr steht authentisch das Unterweisen in der
Schahāda fest. Letzteres weist aufgrund dessen, was vom Propheten sicher www.sunnanet.de
46
überliefert ist, darauf hin, eher dem Wortlaut des Propheten in dieser
Überlieferung zu entsprechen.
Imām asch-Scharīf al-Ğurğānī, der Experte, erklärte in seinem Kommentar zu
al-Mawāqif dass es unproblematisch ist, mit so einer Frage nach den Glauben
der Sklavin zu fragen, um zu wissen ob sie eine Götzendienerin ist oder eine,
die an den Herrn der Himmel glaubt.
Es gibt unter den Gelehrten manche, die solche Aussagen der Laien tolerieren,
weil sie an Allah glauben, auch wenn manche Gottesbezeichnungen von
ihnen ungenau sind. Darauf hat Imām al-Qurtubī in seinem Kommentar zu
Ṣaḥīḥ Muslim hingewiesen. Imām Ibn al-Dschawzī sagt: Es steht bei den
Gelehrten fest, dass Allah nicht von den Himmeln oder Erde umfasst wird
und nicht in örtlichen Sphären existiert. Unter ihrem Hinweis auf den Himmel
versteht man lediglich die Verehrung Gottes bei ihr [der Sklavin].
Falls die Aussage „Ayn“ wirklich authentisch den Wortlaut des Propheten
wiedergeben würde, dann darf man nicht von der Bedeutung, die Imām alBadschī und Imām Abū Bakr Ibn al-ʽArabī hier anführten, abweichen. Die
Stellung dieser beiden Gelehrten in Ḥadīth, Sprache, Fundamenten des Dīn
und Recht ist herausragend und nur ein Unwissender wird das verleugnen. www.sunnanet.de
47
XIII. Die Antwort auf die Scheinargumente der
A n t h r o p o m o r p h i s t e n .
Als dem saudischen Wahhābī Gelehrten Ṣāliḥ āl asch-Schaykh die folgende
Frage gestellt wurde:
„Was ist das Urteil über denjenigen, der sagt, dass Allah keinen Ort hat?“ gab
er die folgende Antwort: „Das ist falsch.
59 Man bestätigt den Ort und man darf
es nicht negieren, weil es im Koran und in der Sunna vorkommt. Wir sagen,
dass Allah über dem Thron istwaāʾ tat [sich erhob
60
] wie Er es selbst
bezeichnete.“
61
Wo steht wortwörtlich im Koran und in der Sunna, dass Allah einen Ort
hat? Unser Herr! Das ist eine schwerwiegende Verleumdung. [24:16] Diese
Sekte versteht die Koran–Texte so, wie sie kein anderer außer ihnen versteht.
Siehe, wie die großen Gelehrten dieser Umma klar gesagt haben, dass Allah
keinen Ort hat und dass diese mehrdeutige Texte nicht wortwörtlich zu
verstehen sind und vergleiche es mit dem, was diese Wahhabiten erzählen.
Sollen wir jetzt Imāme wie Nawawī, Qāḍī ʽIyyāḍ, Sarakhsī und die anderen
beiseite legen und der wahhabitischen Sekte folgen?
Ibn ʽUthaymīn sagt:
„Die Frage des Propheten mit „Ayn“ ist ein Beweis dafür, dass Allah einen
Ort hat. Aber wir müssen wissen, dass Allah nicht von den Orten umfasst wird,
59
Das heißt dass das, was Imām Abū Ḥanīfa und die größten Gelehrten des Islam gesagt haben, falsch ist.
60
Unserer Ansicht nach ist hier nicht die Bedeutung von „sich erheben“ gemeint, sie wurde in diesem
Zusammenhang lediglich zitiert, da die allseits bekannte saudische Sekte Istiwāʾ als „ sich erheben“
interpretiert.
61
Ṣaliḥ āl asch-Schaykh 2010, 163.
ما ر أٍمك ِف من كال ًُس ه مان؟ منا هلول ه
ُْنَفى لهو ما جاء ِف اًىتاب واًس نة، وا
ْق وا ً
َ
ْطَ
ج/ ىذا ِطي، امان ما ً - ؼز وجي - مس خٍو ؽى ؼرشو مبا وصف بو هفسو. ُwww.sunnanet.de
48
weil Er größer als alles ist und dass es über dem Universum das Nichts gibt und
dort ist nur Allah . Er ist über allem.“
62
Diese Aussage zeigt, wie widersprüchlich Ibn ʽUthaymīn ist.
Einerseits bestätigt er, dass Allah einen Ort hat und anderseits negiert er,
dass die Orte Allah umfassen können!!!
Spricht man von einem Ort, dann bedeutet das in jedem gesunden
Menschenverstand, dass die sechs Himmelrichtungen dieses Etwas umfassen.
Eine andere Bedeutung hat die Aussage „Allah hat einen Ort“ nicht.
Ibn ʽUthaymīn verrät uns in dieser Aussage, dass er unter Allah einen
Körper versteht, der ein Maß hat, sonst würde er nicht so argumentieren, dass
Allah größer als alles ist und deshalb können die Orte Ihn nicht umfassen.
Er vergleicht zwischen der Größe des Universum und einer angeblichen Größe
Gottes.
Allah hat aber keine Größe im Sinne von Breite und Maßen.
Eine andere widersprüchliche Aussage von diesem prominenten Wahhābī,
möge Allah ihm verzeihen, ist die Behauptung „über dem Universum gibt es
das Nichts und dort ist nur Allah .“ Er stellt sich das „Nichts“ vor, als ob es
etwas ist, was existiert!!! Ich weiß nicht ob man darüber weinen oder lachen
soll. Er stellt sich vor, dass das Nichts in irgendeiner Form existiert!!! Kann das
„Nichts“ überhaupt existieren und oder kann es das geben??? Wenn du noch
widersprüchlichere Aussagen willst, dann schau, wie er die Existenz Allahs
in dem Nichts für möglich hält. Kann etwas, was existiert in etwas was nicht
existiert, existieren???!!!
62
Ibn ʽUthaymīn 1992 , 8/423.
لمىنة
بأ ٍن ًدل ؽى أن ه ماًَن.وًىن جيب أن هؾم أن ه ثؾاَ ا حتَط بو ا
َ َسهمَ
و
ِ
و
ْ
َ
َ
واس خفيام اًنيب َص نرب من لك يشء، و أن ما فوق اًىون ؽدم، ما م اا هى ا هَُ ؽََ
؛ لهو أ
ه؛ فيو فوق لك يشء.www.sunnanet.de
49
Ein Wahhabī hat nur eine Antwort auf diese Belege, die seine Lehre vom
Fundament her zerschmettern und zwar: „Du philosophierst“...
Wir sagen: So sprachen auch die Früheren. Alles, was sie erworben hatten,
nützte ihnen nichts. [39:50] Alhamdulillah, Der uns unseren Glauben
verständlich machte, so dass er weder der Offenbarung noch den klaren
rationalen Beweisen widerspricht.
Die Wahhabiten benutzen manche Scheinargumente um Allah eine
Lokalität zuzuschreiben. Sie behaupten z.B. dass sie alles wortwörtlich
nehmen, was Allah im Koran offenbart und was der Prophet sagt. Diese
Behauptung führt manche Geschwister in die Irre. Man könnte sagen, was ist
denn daran schlimm wenn man die Worte Allahs wortwörtlich nimmt? Das ist
doch etwas Gutes!
Wir sagen den Wahhabiten: Ihr habt die Texte, welche besagen, dass Allah
im bzw. über dem Himmel wäre, wortwörtlich verstanden, warum nehmt ihr
denn dann andere Texte nicht auch wortwörtlich?
Allah sagt: Als er dort ankam, hörte er von der rechten Seite des Tals an
der von Allah gesegneten Stätte vom Baum her rufen: "O Moses! Ich bin Allah,
der Herr der Welten. [28:30]
Warum sagt ihr nicht, dass Allah auf der Erde war, als er mit Moses
geredet hat? Schließlich sagt Er doch wortwörtlich im Koran, dass er im
Baum war als Er Moses rief.
Gottes ist der Osten und der Westen. Wo immer ihr euch hinwendet, ist Gott
gegenwärtig. Gott ist allumfassend und allwissend. [2:115]
Oder warum sagt ihr nicht, dass Allah überall wäre. Diese Āya zeigt doch
„deutlich“, dass Allah überall gegenwärtig ist. www.sunnanet.de
50
Gott führt als Gleichnis der Gläubigen die Frau Pharaos an, die sagte: Herr,
baue mir bei Dir ein Haus im Paradies, rette mich vor Pharao und seinen
Untaten, und rette mich vor dem ungerechten Volk! [66:11]
Oder ist Gott doch weder auf Erde noch auf dem Thron noch überall, sondern
im Paradies? Diese Āya sagt doch, dass Allah im Paradies ist, warum nehmt
ihr sie nicht wortwörtlich? Oder wird hier etwa interpretiert?
Wir sind ihm näher als seine Halsschlagader.[50:16]
Und Er ist mit euch, wo ihr seid. [57:4]
Und was ist mit dieser Āya? Ist Er uns vielleicht doch nah mit Seinem
Wesen? Wenn man etwas behauptet, dann soll man konsequent sein und bei
seinen Aussagen bleiben. Ihr sagt man soll alles wortwörtlich nehmen? Also
was machen wir mit dieser Āya?
Und er sagte: "Gewiß, ich gehe zu meinem Herrn, Er wird mich rechtleiten.
[37:99]
Laut dieser Āya ist Allah in Palästina, da der Prophet Ibrahīm nach
Palästina ging, als er gesagt hat, dass der zu seinem Herrn geht.
Und der Prophet sagt: Wenn jemand im Gebet ist, dann soll er nicht vor
sich spucken, weil Allah sich während des Gebetes ihm gegenüber befindet
63
in einer anderen Überlieferung sagt er : Am nächsten ist man zu Allah,
wenn man in der Niederwerfung ist.
64
Und er sagte: Derjenige, den ihr ruft, ist euch näher als der Nacken eurer
Reittiere
65
63
Ṣaḥīḥ al-Bukhārī Nr° 405
64
Ṣaḥīḥ Muslim Nr° 1111
65
Ṣaḥīḥ Muslim Nr° 7042www.sunnanet.de
51
Und er sagte: Oh, mein Herr, du bist unser Gefährte auf der Reise und
Stellvertreter unter unserer Familie.
66
Und der Prophet überlieferte von Allah , dass er gesagt hat: Ich bin mit
meinem Diener, wenn er meiner gedenkt
67
Und der Prophet sagte: Bei Allah, wenn ihr ein Seil bis zur untersten Erde
herunterzieht, dann wird dieses Seil auf Allah kommen.
68
Und der Prophet sagte zu Ibn ʽAbbās: Bewahre Allah [Die Gebote Allahs] so
wirst du Ihn vor dir finden
69
Was machen wir jetzt mit diesen Überlieferungen? Wenn wir diese Āyāt und
Aḥādīth alle wortwörtlich verstehen, wie ihr so lügnerisch behauptet, dann
haben wir ein großes Problem und unlösbare Widersprüche.
Eher trifft auf euch diese Āya zu: Sie erlauben es in einem Jahr und verbieten
es in einem anderen Jahr, [9:37] Wenn es darum geht, Allah eine Richtung,
einen Ort, einen Platz oder eine Grenze von unten zuzuschreiben, dann sind
die Wahhabiten, die ersten, welche diese Texte wortwörtlich nehmen. Geht es
aber um dieselbe Art von Texten, die jedoch besagen, dass Allah überall, auf
der Erde, neben uns, vor uns usw. wäre, dann sind sie plötzlich Leute, die
interpretieren. Sie machen viel Lärm und erzählen so viel Missbilligendes über
die Interpretation, aber sie interpretieren selber. Sagt nicht von dem, was
eure Zungen lügnerisch behaupten: "Dieses ist erlaubt, und jenes ist
verboten", indem ihr eine Lüge gegenüber Gott erdichtet. Diejenigen, die ihre
Lügen Gott zuschreiben, erzielen keinen Erfolg. [16:116]
66
Ṣaḥīḥ Muslim Nr° 3339
67
Ṣaḥīḥ al-Bukharī im Kapitel 43 ; Sunan Ibn Mādscha Nr° 3792;
68
Imām al-Bayhaqī, al-Asmāʾ wa-Ṣifāt, 1991, 287 f.
69
Sunan at-Tirdmidhī 2516www.sunnanet.de
52
Die Ahlu Sunna unterscheiden sich von Sekten wie den Wahhabiten oder den
Muʽtazila darin, dass sie klare Wege und Methoden haben, anhand derer sie die
Texte im Koran und in der Sunna verstehen.
Wir nehmen nicht nach Lust und Laune manche Texte wortwörtlich, nur weil
sie eine Lehre von uns scheinbelegen und interpretieren andere, weil sie einer
Lehre widersprechen. Vielmehr sagen die Ahlu Sunna wa-l-Dschamāʽa, dass bei
allen Texten, die zu Ähnlichkeiten und Vergleichen Gottes mit der Schöpfung
führen könnten, man entweder deren Bedeutung Allah überlassen und
gleichzeitig Allah von der wortwörtlichen Bedeutung freisprechen soll oder
man soll diese Texte je nach Zusammenhang erklären, ohne der Sprache und
den Fundamenten des Dīn zu widersprechen. Diese beiden Methoden hat
Imām Nawawī, wie wir schon gesehen haben, in seinem Kommentar zu Ṣaḥīḥ
Muslim erwähnt.
Als die Sklavin mit der Hand Richtung Himmel zeigte, hat sie auf den Himmel
in der arabischen Halbinsel gezeigt, wir wissen aber jetzt, dass die Erde eine
Kugel ist. Das heißt, was der eine als Oben betrachtet, ist für den anderen
Unten und was für den einen Westen ist, ist für den anderen Osten.www.sunnanet.de
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XIV. Glauben die Ahlu Sunna, dass Allah überall wäre?
Etwas, was die Wahhabiten fälschlicherweise behaupten, ist das Märchen, dass
die Ahlu Sunna behaupten würden, dass Allah überall wäre.
Die Ahlu Sunna sagen so etwas nicht. Vielmehr sagen sie, dass Allah
erhaben über Ort und Zeit ist. Er existierte vor allen Geschöpfen und Sein
Wesen und Seine Eigenschaften ändern sich nicht.
Der Prophet sagte: Allah existierte und nichts existierte mit Ihm
70
Und er sagte: Allah existierte und nichts existierte vor Ihm
71
Sie sagen, dass Allah der Hohe ist und dass diese Hoheit von nichts abhängt.
Sie hängt weder von einer Richtung noch von einem Platz bzw. Ort noch von
einem Thron ab. Ihm gebührt die absolute Hoheit und zwar die Hoheit der
Erhabenheit und Majestät und nicht die Hoheit der Lokalität. Allah war
immer im Zustand der Hoheit auch als es kein Oben und kein Unten gab und
als es keinen Thron und keine Erde gab.
Diejenigen, die auf einem Berg sind, sind Allah nicht näher als diejenigen,
die im Tal sind. Und der Thron ist nicht näher zu Allah als der tiefste Boden
der Meere.
„Imām al-Ḥāfiẓ Ibn Ḥazm aẓ-Ẓāhirī sagt in seinem Buch „al-Faṣl“: Allah ist an
keinem Ort und in keiner Zeit. Diese Einstellung ist die Aussage der großen
Mehrheit der Ahlu Sunna und das ist auch unsere Einstellung. Keine andere
70
Ṣaḥīḥ al-Bukhārī Nr° 3191.
71
Ṣaḥīḥ al-Bukārī Nr° 7418.www.sunnanet.de
54
Einstellung darf vertreten werden außer dieser, weil alles außer dieser nur
Irreleitung ist.“
72
Imām as-Subkī sagte in seinem Buch „Muʽīd an-Niʽam wa-Mubīd an-Niqam“:
„Die vier Rechtsschulen sind sich Gott sei Dank einig in der ʽAqīda mit
Ausnahme einzelner Personen, die man den Muʽtazila oder den
Anthropomorphisten zurechnen kann. Aber sonst ist die große Mehrheit auf
dem wahren Weg. Sie bestätigen die ʽAqīda von Imām aṭ-Ṭaḥāwī, welche die
Gelehrten von Generation zu Generation geerbt haben und sie dienen Allah
mit der Lehre von dem Scheikh der Ahlu Sunna und zwar Imām al-ʾAschʽarī,
welchem nur ein Irregeleiteter widerspricht.“
73
72
Imām Ibn Ḥazm, 2/98.
73
Imām Subkī Beirut, 22. www.sunnanet.de
55
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